Bewegungstherapie bei Krebspatienten hocheffektiv / Neue Erkenntnisse zu Fatigue und Polyneuropathie

Viele Krebspatienten leiden unter den
Nebenwirkungen ihrer Therapie. Dazu gehören etwa Erschöpfung, auch
Fatigue-Syndrom genannt, oder Polyneuropathie, eine Schädigung der
Nerven. Gezieltes bewegungstherapeutisches Training hilft, die zum
Teil starken Einschränkungen zu reduzieren und die Lebensqualität der
Betroffenen zu steigern. Aktuelle Studienergebnisse – unter anderem
eine Meta-Analyse aus den USA – konnten nun belegen: Körperliche
Aktivität vermindert die Beschwerden erfolgreicher als eine
medizinische oder eine psychologische Therapie. Auf dem 33. Deutschen
Krebskongress wurden diese Erkenntnisse erstmals bei einer
Pressekonferenz der Deutschen Krebshilfe vorgestellt. Begleitet wurde
das Presseevent von Antje Möldner-Schmidt, Europameisterin im
3.000-Meter-Hindernislauf und Botschafterin der Initiative „Bewegung
gegen Krebs“ der Deutschen Krebshilfe.

„Bewegung ist das geeignetste “Medikament“ zur Reduzierung des
Fatigue-Syndroms“, berichtete PD Dr. Freerk Baumann, Leiter der
Arbeitsgruppe Onkologische Bewegungsmedizin am CIO Köln/Bonn. Doch
nicht nur bei der Behandlung des Fatigue-Syndroms gibt es neue
Erkenntnisse. „Auch bei der Chemotherapie-induzierten Polyneuropathie
(CIPN) zeigen Studien, dass Bewegungstherapie hilft. Für die
Polyneuropathie gibt es keine andere Behandlungsmethode, deren
nachhaltige Wirkung bewiesen werden konnte“, so Baumann weiter.
„Sensomotorisches Training und womöglich auch Vibrationstraining
erzielen die besten Effekte bei der Therapie von Nervenschäden, wie
eingeschränktes Tastgefühl an den Händen sowie Kribbeln und Schmerzen
an Händen und Füßen.“

Dieser Ansatz wird derzeit in einer gemeinsamen Studie der
Deutschen Sporthochschule Köln und der Uniklinik Köln weiter
verfolgt. Erste Forschungsergebnisse unterstützen die Annahme, dass
spezielles Bewegungstraining eine hemmende Wirkung auf die CIPN haben
könnte. Die Deutsche Krebshilfe fördert die Studie mit 369.000 Euro.

Trotz der Erfolge, die mit einer gezielten Bewegungstherapie
erreicht werden können, ist es jedoch schwierig, entsprechende
Versorgungsstrukturen für alle Patienten zu schaffen. „Ein
therapeutisches Training während der medizinischen Krebstherapie muss
individuell auf die Patienten angepasst werden. Hierzu bedarf es
speziell ausgebildeter Sport- und Physiotherapeuten, von denen es
zurzeit noch nicht genügend gibt“, erklärte der Direktor des Centrums
für integrierte Onkologie (CIO) Köln/Bonn, Professor Dr. Michael
Hallek. „Darüber hinaus bestehen in den Onkologischen Zentren auch
räumliche und finanzielle Engpässe, um hochwertige Trainingsgeräte
anzuschaffen.“ Erschwerend käme hinzu, dass die Sporttherapie im
Gegensatz zur Physiotherapie nicht im Heilmittelkatalog aufgeführt
ist, obwohl die positiven Effekte durch Sporttherapie bereits sehr
gut wissenschaftlich belegt seien.

„Hier ist die Gesundheitspolitik gefordert, dies schnellstens zu
ändern“, unterstrich PD Dr. Baumann. „Denn, würde die Sporttherapie
in den Heilmittelkatalog aufgenommen, so wäre es für die Krebszentren
deutlich einfacher, entsprechende bewegungstherapeutische Strukturen
aufzubauen.“

Um umfassende Informationen über die Versorgungsstrukturen zur
Bewegungstherapie in Deutschland zu erhalten und Erkenntnisse darüber
zu gewinnen, inwieweit Krebspatienten die Möglichkeiten der
Sporttherapie überhaupt vermittelt werden, hat die Deutsche
Krebshilfe eine bundesweite Umfrage bei über 700 Krebszentren
durchgeführt. „Die Ergebnisse dieser Evaluation werden in Kürze
vorliegen, doch schon jetzt zeichnet sich dringender Handlungsbedarf
ab“, erklärte Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen
Krebshilfe. „Das Thema körperliche Aktivität in der Krebstherapie hat
für die Deutsche Krebshilfe einen hohen Stellenwert. Wir halten es
für wichtig, die Forschung auf diesem Gebiet voranzutreiben, um
weitere wissenschaftliche Erkenntnisse zu erhalten. Wir wollen aber
auch Krebspatienten und Ärzte umfassend über die positiven Effekte
der Bewegungstherapie informieren.“ Dies gelte zudem nicht nur für
die Zeit während der Therapie, sondern auch für die Zeit danach, denn
auch in der Krebsnachsorge seien Sport und Bewegung wichtig für das
Wohlbefinden der Betroffenen.

Um das Thema Bewegung stärker und mit Nachhaltigkeit sowohl in der
Therapie als auch in der Krebsnachsorge zu verankern, haben die
Deutsche Krebshilfe, der Deutsche Olympische Sportbund und die
Deutsche Sporthochschule Köln im Jahr 2014 die Initiative „Bewegung
gegen Krebs“ gestartet. Unterstützt werden sie dabei von Heiko
Herrlich, ehemaliger Fußballprofi und heute Bundesligatrainer sowie
Antje Möldner-Schmidt, Europameisterin im 3.000-Meter-Hindernislauf.
Herrlich und Möldner-Schmidt wissen als ehemalige Patienten um die
zentrale Bedeutung von Sport und Bewegung während und nach der
Krebstherapie. „Für mich brach eine Welt zusammen, als ich mit der
Diagnose Krebs konfrontiert wurde“, berichtete Möldner-Schmidt in
Berlin. „Doch Sport und Bewegung haben mir sehr geholfen, die schwere
Zeit durchzustehen und viele Hürden zu überwinden.“ Die
Leichtathletin erkrankte im Januar 2010 an Morbus Hodgkin. Bereits
zehn Monate nach der Diagnose nahm sie das Training wieder auf und
wurde im Jahr 2014 Europameisterin.

Der Deutsche Krebskongress 2018

Der 33. Deutsche Krebskongress findet vom 21. bis 24. Februar 2018
in Berlin statt. Unter dem Motto „Perspektiven verändern Krebs –
Krebs verändert Perspektiven. Diagnose, Therapie, (Über-)Leben“
informieren sich rund 10.000 Experten über die jüngsten
wissenschaftlichen und gesundheits-politischen Entwicklungen und
diskutieren ihre Aufgaben von heute und morgen. Der größte und
wichtigste deutschsprachige Kongress zur Krebsdiagnostik und
-therapie wird von der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen
Krebshilfe gemeinsam ausgerichtet.

Die Ausrichter – starke Partner im Kampf gegen Krebs

Die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. (DKG) ist die größte
wissenschaftlich-onkologische Fachgesellschaft im deutschsprachigen
Raum. In der DKG vertreten sind über 7.900 Einzelmitglieder in 24
Arbeitsgemeinschaften, die sich mit der Erforschung und Behandlung
von Krebserkrankungen befassen; dazu kommen 16
Landeskrebsgesellschaften und 39 Fördermitglieder. Die DKG engagiert
sich für eine Krebsversorgung auf der Grundlage von evidenzbasierter
Medizin, Interdisziplinarität sowie konsequenten Qualitätsstandards
und ist, gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe und der
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren, Mitinitiatorin des
Nationalen Krebsplans. www.krebsgesellschaft.de

Am 25. September 1974 gründete Dr. Mildred Scheel die Deutsche
Krebshilfe. Ziel der gemeinnützigen Organisation ist es,
Krebserkrankungen in all ihren Erscheinungsformen zu bekämpfen. Unter
dem Motto „Helfen. Forschen. Informieren.“ fördert die Stiftung
Deutsche Krebshilfe Projekte zur Verbesserung der Prävention,
Früherkennung, Diagnose, Therapie, medizinischen Nachsorge und
psychosozialen Versorgung, einschließlich der Krebs-Selbsthilfe. Ihre
Aufgaben erstrecken sich darüber hinaus auf forschungs- und
gesundheitspolitische Aktivitäten. Die Deutsche Krebshilfe ist der
größte private Geldgeber auf dem Gebiet der Krebsbekämpfung – unter
anderem der Krebsforschung – in Deutschland. Sie finanziert ihre
gesamten Aktivitäten ausschließlich aus Spenden und freiwilligen
Zuwendungen der Bevölkerung. www.krebshilfe.de

Pressekontakt:

Pressekontakt Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
Kuno-Fischer-Str. 8, 14057 Berlin

Dr. Katrin Mugele Tel: +49 (0)30 322 9329-60
presse@krebsgesellschaft.de

Pressekontakt Stiftung Deutsche Krebshilfe
Buschstr. 32, 53113 Bonn

Christiana Tschoepe
Tel: +49 (0)228 72990-96
tschoepe@krebshilfe.de

Original-Content von: Deutsche Krebshilfe, übermittelt durch news aktuell

Leave a Reply

Your email address will not be published.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.