Digitalisierung der Hochschulen: Digitalisierungspauschale für nachhaltige Finanzierung

Hochschulen durch Digitalisierungs-Pauschale pro
Studentin/Student unterstützen – Entgeltordnung ändern, um mehr
IT-Fachkräfte zu gewinnen – Jede Hochschule sollte
Digitalisierungsstrategie ausarbeiten

„Die deutschen Hochschulen messen ihrer Digitalisierung einen sehr
hohen Stellenwert bei“, so heißt es in dem Jahresgutachten 2019 der
Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), das der
Bundeskanzlerin am Mittwoch in Berlin übergeben wurde. Die sechs
Mitglieder der Kommission konstatieren zugleich aber auch, dass „sich
dieser hohe Stellenwert nicht im bisher erreichten
Digitalisierungsstand der Hochschulen widerspiegelt. Im Bereich der
Digitalisierung der Forschung sind die deutschen Hochschulen – bei
allen Unterschieden in der Ausrichtung – bereits gut aufgestellt. Es
bestehen aber deutliche Entwicklungspotenziale für die weitere
Digitalisierung der deutschen Hochschulen, insbesondere in den
Bereichen Lehre und Verwaltung.“

Die Digitalisierung von Forschung, Lehre und Verwaltung ist für
die Hochschulen eine große Herausforderung. Im Vergleich zu
Wirtschaftsorganisationen gibt es hochschulspezifische Aspekte, die
den Digitalisierungsprozess verzögern. Bei der Digitalisierung der
Hochschulen trifft eine „technisch komplexe Aufgabe auf unzureichend
entwickelte Steuer- und Regelungsstrukturen (Governance), die sich
deutlich von der Governance von Unternehmen unterscheidet“, so Prof.
Uwe Cantner von der Universität Jena und Mitglied der
Expertenkommission. Hinzu komme, „dass die Hochschulen mit
zahlreichen Anforderungen konfrontiert sind, z.B. steigenden
Studierendenzahlen, zunehmender Drittmittelabhängigkeit sowie
wettbewerblichen Verfahren wie der Exzellenzinitiative. Diese haben
zusammen zu einer steigenden Komplexität der Hochschul-Governance
geführt.“

„Eine gute Möglichkeit, um auf die Herausforderungen der
Digitalisierung zu reagieren, ist die Ausarbeitung einer Strategie,
die sich am Profil der Hochschule, an ihren Zielgruppen und an ihren
Entwicklungszielen orientiert. Darüber hinaus sind die Hochschulen
dringend gefordert, ihre Verwaltung weiter zu modernisieren. Vor
allem muss das an den Hochschulen weit verbreitete “Silodenken“
überwunden werden“, mahnt die Kommission.

Empfehlungen der EFI an die Politik und die Hochschulen

Einführung einer Digitalisierungspauschale: An die Adresse der
Bildungs- und Hochschulpolitiker von Bund und Ländern richtet die
Expertenkommission die Empfehlung, die Hochschulen mittels Einführung
einer Digitalisierungspauschale zu unterstützen: Die Hochschulen
sollten pro Studentin bzw. Student einen bestimmten Betrag zum Ausbau
und Unterhalt ihrer digitalen Infrastruktur und Anwendungen sowie zum
Ausbau ihrer digitalen Lehr- und Lernangebote erhalten. Die
Kommission: „Die Digitalisierung des strukturell unterfinanzierten
deutschen Hochschulsystems ist eine Daueraufgabe, die einer
nachhaltigen Finanzierung bedarf.“ Aktuell treffe die
ressourcenintensive Daueraufgabe Digitalisierung auf ein
Hochschulsystem, das seit Jahren an einer unzureichenden
Grundfinanzierung kranke und in hohem Maße durch lediglich temporär
zur Verfügung stehende Programm- und Projektmittel geprägt sei, die
nach Ansicht der im Auftrag der EFI befragten Hochschulvertreter
allzu oft zum Aufbau von Parallelstrukturen und Insellösungen führe.
„Die Einführung einer Digitalisierungspauschale wäre ein probates
Mittel, um die Digitalisierung der Hochschulen effektiv zu
unterstützen“, so die EFI.

Gewinnung von IT-Fachkräften: Die Politik solle ferner die
Gewinnung von IT-Fachkräften erleichtern. Nach Aussage der im Auftrag
der EFI befragten Hochschulvertreter ist der Fachkräftemangel im
IT-Bereich ein zentrales Hindernis für die Digitalisierung der
Hochschulen: Hochschulen an wirtschafts- und wachstumsstarken
Standorten sind vom Fachkräftemangel in besonderem Maße betroffen,
weil sie in Konkurrenz zu besser zahlenden Unternehmen stehen; zudem
setzt die bestehende Entgeltordnung der Länder den Möglichkeiten der
tariflichen Eingruppierung von IT-Fachkräften enge Grenzen. Die
Expertenkommission empfiehlt daher den Bundesländern – in ihrer
Funktion als Arbeitgeber des öffentlichen Dienstes -, die bestehende
Entgeltordnung zu flexibilisieren und sich an der Entgeltordnung des
Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst (TVöD) zu orientieren.

Erarbeitung einer Digitalisierungsstrategie: Um die
Digitalisierung an den deutschen Hochschulen schneller
voranzutreiben, empfiehlt die EFI den Hochschulen, hierfür eine
Strategie mit klar definierten Zielen sowie einen darauf abgestimmten
Implementierungsplan auszuarbeiten. Diese sollte mit der von der EFI
wiederholt geforderten Profilbildung von Hochschulen Hand in Hand
gehen. „Wir sehen es als ein positives Signal, dass die deutschen
Hochschulen bereits mehrheitlich die Entwicklung einer
Digitalisierungsstrategie planen und empfehlen, in den Strategien
klare Verantwortlichkeiten für Digitalisierungsprozesse zu
definieren.“, so die Expertenkommission.

Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) mit Sitz in
Berlin leistet seit über zehn Jahren wissenschaftliche
Politikberatung für die Bundesregierung und legt jährlich ein
Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer
Leistungsfähigkeit Deutschlands vor. Wesentliche Aufgabe der EFI ist
es dabei, die Stärken und Schwächen des deutschen Innovationssystems
im internationalen und zeitlichen Vergleich zu analysieren und die
Perspektiven des Forschungs- und Innovationsstandorts Deutschland zu
bewerten. Auf dieser Basis entwickelt die EFI Vorschläge für die
nationale Forschungs- und Innovationspolitik. www.e-fi.de

Für Presseanfragen:

Dr. Helge Dauchert
Leiter der EFI-Geschäftsstelle
E-Mail: helge.dauchert@e-fi.de
Tel: 030 / 322 982 562

Original-Content von: Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, übermittelt durch news aktuell

Leave a Reply

Your email address will not be published.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.