Historischer Rückgang der Unternehmensdrittmittel an deutschen Hochschulen

Erstmals seit 20 Jahren sind die Finanzmittel von
Unternehmen für Forschung und Lehre an deutschen Hochschulen
zurückgegangen. Legten die Drittmittel von Unternehmen seit 1995 im
Durchschnitt rund 5 Prozent jährlich zu, gingen sie aktuell um knapp
2 Prozent zurück. Das ist das Ergebnis einer Analyse der aktuellen
Drittmittelzahlen des Statistischen Bundesamtes, die der
Stifterverband heute in Berlin veröffentlicht hat.

Deutsche Unternehmen haben von 2014 auf 2015 ihre Forschungs- und
Entwicklungsausgaben um 4 Milliarden Euro aufgestockt. Das ist ein
kräftiges Plus von knapp 7 Prozent. Hochschulen haben davon
allerdings nicht profitiert: Die Drittmittel von Unternehmen an
Hochschulen sanken im gleichen Zeitraum um 1,8 Prozent auf 1,4
Milliarden Euro.

Die Berechnungen zeigen: Unternehmen verringern ihre Kooperationen
mit Hochschulen und forschen mehr mit privaten Partnern und
Forschungseinrichtungen im Ausland. Für die deutschen Hochschulen
bedeutet dies, dass die Drittmittel von Unternehmen zum ersten Mal
seit zwanzig Jahren geschrumpft sind. Ihr Anteil an allen zusätzlich
eingeworbenen Finanzmitteln sinkt von 26 auf 19 Prozent. Das ist der
tiefste Wert seit der Wiedervereinigung. Damit wachsen sogar die
Einnahmen der Hochschulen aus den jeweiligen Landeshaushalten für die
Grundfinanzierung von Lehre und Forschung mit durchschnittlich 4,1
Prozent jährlich stärker als die Mittel von Unternehmen (im
Durchschnitt 3,8 Prozent pro Jahr).

„Die These der Ökonomisierung der Hochschulen hält einem
Faktencheck nicht stand“, sagt Andreas Schlüter, Generalsekretär des
Stifterverbandes. „Unternehmen haben für Hochschulen als Finanzier
eine immer geringere Bedeutung. Der sich andeutende Rückzug von
Unternehmen aus Kooperationen mit Hochschulen sollte mit politischer
Unterstützung verhindert werden.“

Gründe für die Zurückhaltung der Wirtschaft sind zum einen die
hohen Kosten von Forschungsprojekten an Hochschulen im Inland bei
gleichzeitig steigender Wettbewerbsfähigkeit ausländischer
Hochschulen. Zum anderen werden offene Innovationsprozesse von
Hochschulen und Unternehmen in Deutschland immer noch zu wenig
verzahnt. Eine zusätzliche Hürde sind strikte Transparenzgesetze in
einigen Bundesländern. Sie verpflichten Hochschulen gemeinsame
Forschungsprojekte mit Unternehmen offenzulegen.

Um die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft wieder zu
festigen, müssen die Rahmenbedingungen verbessert werden. Der
Stifterverband schlägt vor, eine Plattform für offene
Innovationsprozesse von Hochschulen und Unternehmen zu schaffen,
sowie Forschungs- und Entwicklungsausgaben von Unternehmen steuerlich
zu fördern, um den Innovationsstandort Deutschland zu stärken.

Die Analyse finden Sie unter:
https://www.stifterverband.org/medien/unternehmensdrittmittel

Pressekontakt:
Presse
Peggy Groß
T 030 322982-530
peggy.gross@stifterverband.de

Analyse Unternehmensdrittmittel
Mathias Winde
T 030 322982-501
mathias.winde@stifterverband.de

Original-Content von: Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, übermittelt durch news aktuell

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