Koalition: Kein Auge auf Arzneimittelversorgung

Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie
zeigt sich enttäuscht von den Ergebnissen zur Gesundheitspolitik im
Koalitionsvertrag. Dr. Martin Zentgraf, BPI-Vorstandsvorsitzender:
„Unter den vielversprechenden Überschriften Digitalisierung,
Sicherheit oder Forschungsförderung ist wenig Konkretes zu finden,
das in die Zukunft der Arzneimittelversorgung investiert.“

Stichwort Digitalisierung: Die Parteien geben ein Versprechen zum
Breitbandausbau ab und geloben die Verbesserung der Anwendung und
Abrechenbarkeit telemedizinischer Leistungen. Um die Digitalisierung
im Gesundheitswesen allerdings voranzutreiben, fehlt es an
tragfähigen Geschäftsmodellen: Digitale Angebote zum Vorteil von
Patienten müssen erstattungsfähig werden. Mindeststandards hierfür
wären im Koalitionsvertrag ein Muss gewesen, um die Vorteile der
Digitalisierung zum Patienten zu bringen und auch die
Arzneimittelversorgung der Menschen mit digitalen Mitteln zu
verbessern.

Stichwort Sicherheit: SPD, CDU und CSU wollen sich für die
Pharmakotherapie und ihre Sicherheit einsetzen. Damit erkennen die
Parteien erfreulicher Weise das Engagement der pharmazeutischen
Industrie gemeinsam mit Großhandel und Apothekern im Projekt
secur-Pharm an – lassen aber unerwähnt, dass den Unternehmen durch
die rigide Sparpolitik im Arzneimittelmarkt, durch Instrumente wie
Festbeträge, Rabattverträge und Preismoratorium die Refinanzierung
der erforderlichen enormen Investitionen versperrt ist.

Stichwort Forschungsförderung: Die Verhandlungspartner haben das
Ziel vereinbart, 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für
Investitionen in Forschung und Entwicklung aufzuwenden und endlich
eine steuerliche Forschungsförderung verankert – wenn auch insgesamt
lediglich zwei Milliarden Euro als „Anteil Bund“ dafür vorgesehen
werden. Versäumt wurde hier ein Bekenntnis zu standortorientierten
mittelständischen Unternehmen, die an der Entwicklung von
Arzneimitteln auf Basis bewährter Wirkstoffe arbeiten. Gerade diese
Unternehmen brauchen Förderungen für ihre Forschung und Entwicklung,
um sowohl das wirtschaftliche als auch das Versorgungspotenzial
bewährter Wirkstoffe für Patienten und Gesundheitssystem zu
erschließen. Sprunginnovationen sind wichtig, Weiterentwicklungen
auch; beide brauchen einen wettbewerbsfähigen Förderrahmen, um den
Standort Deutschland zu stärken.

Zentgraf: „Gemessen an der im Koalitionsvertrag zurecht in den
Mittelpunkt gestellten Patientenorientierung enthält dieser eine
klaffende Lücke: Arzneimittel und ihre zentrale Rolle für Leben und
Wohlergehen von Patienten kommen nur am Rande vor. Kein Wort zum
Stellenwert innovativer Arzneimittel auf Basis bewährter und neuer
Wirkstoffe. Kein Wort zum Stellenwert der Selbstmedikation. Kein Wort
zur Rolle der standortgebundenen Pharmaindustrie für die
Sicherstellung der Versorgung der Patienten in Zeiten von
Lieferengpässen. Wir werden die im Koalitionsvertrag vorgesehene
Fortsetzung des Pharma-Dialogs, gemeinsam mit den
Regierungsfraktionen, nutzen und dort auf konkrete und notwendige
Maßnahmen drängen. Der Dialog darf kein Selbstzweck sein.“

Pressekontakt:
Julia Richter (Pressesprecherin), Tel. 030/27909-131, jrichter@bpi.de

Original-Content von: BPI Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie, übermittelt durch news aktuell

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