Stiftungsprofessur: Selbsthilfe im Fokus / Neuer Lehrstuhl in Freiburg erforscht Arbeit der Krebs-Selbsthilfe

Besuche am Krankenbett und Gespräche mit
Gleichbetroffenen, Onlineberatung, Gremienarbeit: Die
Krebs-Selbsthilfe hat sich seit ihrem Bestehen in den letzten vier
Jahrzehnten sehr stark entwickelt. Nicht nur in der Rolle des
individuellen Beraters für Betroffene und Angehörige, auch in der
Gesundheitspolitik ist sie ein wichtiger Akteur. Allerdings blieb die
Erforschung der Selbsthilfearbeit bisher auf der Strecke: Wie wirken
die Angebote der Selbsthilfe auf die Betroffenen? Wie funktioniert
sinnvollerweise die Integration in die medizinische Versorgung? Und
wie kann die Qualität in der Selbsthilfearbeit gesichert werden?
Viele Fragen können derzeit nur unzureichend beantwortet werden. Die
Deutsche Krebshilfe möchte diese Wissenslücken schließen. Für die
deutschlandweit erste Professur für Selbsthilfeforschung am
Universitätsklinikum Freiburg stellt sie für 5 Jahre insgesamt
1.056.000 Euro bereit.

„Die Krebs-Selbsthilfe ist ein unverzichtbarer Bestandteil der
psychosozialen Versorgung von Krebspatienten“, so Gerd Nettekoven,
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. Fast seit ihrer
Gründung stehe die Deutsche Krebshilfe in einem engen Kontakt mit der
Selbsthilfe und unterstütze diese sowohl ideell als auch finanziell.
Die Gespräche mit Gleichbetroffenen und Angehörigen, aber auch der
Einfluss der Selbsthilfe auf Entscheidungen in der Gesundheitspolitik
seien für das Wohl von Krebspatienten bundesweit von immenser
Bedeutung, so Nettekoven weiter. „Damit sich die Krebs-Selbsthilfe
weiter entwickeln kann, muss ihre Erforschung gezielt vorangetrieben
werden. Durch die Einrichtung der Stiftungsprofessur sollen eine
methodisch hochwertige, krebsspezifische Selbsthilfeforschung
aufgebaut und die Vernetzung der Selbsthilfe mit den Einrichtungen
des professionellen medizinischen Versorgungssystems gestärkt
werden.“

Zusammen mit ihrem für Patientenbedürfnisse und Anliegen der
Selbsthilfe eingerichteten Fachausschuss „Krebs-Selbsthilfe /
Patientenbeirat“ erarbeitete die Deutsche Krebshilfe ein Konzept für
eine „Stiftungsprofessur Selbsthilfeforschung mit Schwerpunkt
Krebs-Selbsthilfe“. Nach einer öffentlichen Ausschreibung und einem
ordentlichen Berufungsverfahren erhielt Professor Dr. Joachim Weis
den Ruf auf die Professur. Weis hat zwischenzeitlich seine Arbeit als
Lehrstuhlinhaber am Universitätsklinikum Freiburg aufgenommen.

„Schwerpunkte unserer Forschungsarbeiten sind die Unterstützung
der Patienten- und Gesundheitskompetenz durch Selbsthilfe sowie die
Struktur-, Prozess- und Wirkungsforschung,“ so Professor Dr. Joachim
Weis, Diplompsychologe und approbierter Psychotherapeut. Erste
Studien zur Analyse der Integration der gemeinschaftlichen
Selbsthilfe in die onkologische Versorgung sowie zum Bedarf
zusätzlicher Angebote der Selbsthilfe seien bereits begonnen. Ferner
habe man bereits Schulungsprojekte beispielsweise zum Umgang mit
Komplementärmedizin in den Selbsthilfegruppen durchgeführt. „Mit
derartigen Projekten wollen wir die Krebs-Selbsthilfe darin
unterstützen, die Qualität ihrer Arbeit zu evaluieren und zu
sichern,“ so Weis. Auch die akademische Ausbildung von Medizinern und
Psychologen stehe bei der Stiftungsprofessur im Fokus. Es sei
wichtig, dass Mediziner und Psychologen um die Arbeit von
Selbsthilfegruppen wissen und die Selbsthilfe in die medizinische
Versorgung von Patienten einbeziehen. Auch Themen wie Patienten- und
Gesundheitskompetenz müssten in die Ausbildung integriert werden.

Professor Dr. Christoph Peters, wissenschaftlicher Direktor des
Tumorzentrums Freiburg – CCCF (Comprehensive Cancer Center Freiburg),
sprach der Deutschen Krebshilfe im Namen der Universität und des
Klinikums seinen Dank aus: „Die Einrichtung des Lehrstuhls ist für
uns ein besonderes Ereignis. Schon seit vielen Jahren setzen wir uns
dafür ein, dass Selbsthilfeangebote in die onkologische Versorgung
integriert werden. Außerdem verfügen wir bereits über erste
Vorerfahrungen im Bereich der Selbsthilfeforschung. Wir sind stolz,
dass wir durch den Lehrstuhl unseren Teil zur Erforschung und
Professionalisierung der Krebs-Selbsthilfe beitragen können.“

Andrea Hahne, Mitglied der Krebs-Selbsthilfeorganisation BRCA
Netzwerk e.V. und Vorsitzende des Fachausschusses „Krebs-Selbsthilfe
/ Patientenbeirat“ der Deutschen Krebshilfe, erhofft sich durch die
Stiftungsprofessur wichtige Unterstützung und Impulse für die
Krebs-Selbsthilfe. „Neben traditionellen Aufgaben des Ermutigens und
Austauschs müssen wir uns vermehrt neuen Herausforderungen stellen.
Es braucht neue Konzepte zur Befähigung und Weiterentwicklung der
Krebs-Selbsthilfe. Auch der Nachwuchs ist eine große Herausforderung.
Eine wissenschaftlich begleitete Bestandsaufnahme wird es uns
ermöglichen, Problemfelder besser zu analysieren und Lösungen zu
erarbeiten.“

Mit der Stiftungsprofessur zur Krebs-Selbsthilfe übernimmt die
Deutsche Krebshilfe erneut eine Vorreiterrolle, so Nettekoven. „Ich
bin mir sicher, dass wir die Arbeit der Krebs-Selbsthilfe durch die
neuen Erkenntnisse weiter etablieren können und damit auch die
Versorgung von Betroffenen verbessern.“ Zusätzlich zur
Stiftungsprofessur sei in Zukunft auch die Errichtung eines
Kompetenz- und Schulungszentrums für die Krebs-Selbsthilfe durch die
Deutsche Krebshilfe geplant.

Am Mittwoch, dem 6. Februar, um 17:00 Uhr hält Professor Dr.
Joachim Weis seine Antrittsvorlesung zum Thema „Selbsthilfe und
Patientenkompetenz: Gemeinsam Krankheit bewältigen“ (Hörsaal
Universitäts-Frauenklinik, Hugstetterstraße 55).

Interviewpartner auf Anfrage.

Pressekontakt:
Deutsche Krebshilfe
Pressestelle
Buschstr. 32
53113 Bonn
Telefon: 02 28/7 29 90-96
E-Mail: presse@krebshilfe.de
Internet: www.krebshilfe.de

Original-Content von: Deutsche Krebshilfe, übermittelt durch news aktuell

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