Deutsche Krebshilfe fördert Methadon-Therapiestudie / Wirkstoff soll die Chemotherapie bei Darmkrebs verstärken

In den letzten Jahren ist das Schmerzmittel
Methadon als vermeintlich vielversprechendes Krebsmedikament in den
Blickpunkt der Öffentlichkeit geraten. Jedoch liegen bisher noch
keine belastbaren Daten für den Einsatz in der klinischen Praxis vor.
Wissenschaftler des Universitätsklinikums Ulm wollen nun in einer
Therapiestudie feststellen, ob Methadon bei Patienten mit
fortgeschrittenem Darmkrebs wirksam ist. Damit wird der Wirkstoff
erstmals unter klinischen Bedingungen untersucht. Die Deutsche
Krebshilfe fördert die Studie mit 1,6 Millionen Euro.

Eingeschlossen in die Studie werden Patienten mit bereits
metastasiertem Darmkrebs, bei denen die Chemotherapie nicht mehr
anschlägt. „Die Krebszellen nehmen die Medikamente nicht mehr auf,
sie sind widerstandsfähig geworden. Unsere Hypothese ist, dass
Methadon den Tumor wieder empfindlich für die Chemotherapeutika macht
– auch dann, wenn alle anderen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft
sind“, erläutert der Studienleiter Professor Dr. Thomas Seufferlein,
Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin I des
Universitätsklinikums Ulm.

Experimentelle Untersuchungen haben gezeigt, dass sich Methadon
als wirksame Substanz erweisen könnte. Entscheidend für die Wirkung
sind die sogenannten Opioid-Rezeptoren auf der Oberfläche von
Krebszellen. An diese kann sich das Methadon anheften und seinen
Effekt auf die Zelle entfalten. „Je höher die Anzahl der Rezeptoren
auf der Zelle ist, desto empfänglicher ist sie für Methadon“, so
Seufferlein weiter. „Einmal angedockt, sorgt es in der Zellkultur
dafür, dass die Chemotherapeutika besser in die Zellen eindringen
können – die Medikamente wirken damit effektiver. Wir hoffen, dass
sich dieses Konzept auch auf die Patienten übertragen lässt.“

Von der Grundlagenforschung zum Patienten

Die Ulmer Wissenschaftler wollen nun feststellen, ob die im Labor
gewonnenen Erkenntnisse auch in der klinischen Praxis Bestand haben.
Dazu werden sie zunächst die Verträglichkeit des Methadons und die
passende Dosis in Verbindung mit der Chemotherapie anhand einer
kleinen Gruppe von Studienteilnehmern untersuchen. In der zweiten
Phase der Studie wird eine größere Patientengruppe in zwei
Therapiearme aufgeteilt: Eine Gruppe erhält die Chemotherapie
zusammen mit Methadon, während die andere Gruppe ausschließlich mit
den Chemotherapeutika behandelt wird. Nach einer bestimmten Zeit wird
festgestellt, welche Patienten die besseren Behandlungsergebnisse
aufweisen. „Dabei geht es zwar primär um den Therapieerfolg an sich –
darüber hinaus möchten wir aber auch die Lebensqualität unserer
Patienten im Auge behalten“, erklärt Seufferlein. Die Studie soll bis
zum Jahr 2026 abgeschlossen werden.

Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe,
betont: „Bisher liegen zum in der Öffentlichkeit diskutierten Thema
Methadon in der Krebstherapie nur Ergebnisse aus der
Grundlagenforschung vor. Auf dieser Basis raten wir nach wie vor von
einem Einsatz von Methadon als Krebsmedikament außerhalb von
kontrollierten Studien ab. Daher halten wir es für wichtig, das
mögliche Potenzial dieses Wirkstoffs nun erstmals unter klinischen
Bedingungen zu untersuchen.“

Stellungnahme der Deutschen Krebshilfe zum Thema „Methadon in der
Krebsmedizin“: https://www.krebshilfe.de/stellungnahme-methadon

Interviewpartner auf Anfrage

Pressekontakt:
Deutsche Krebshilfe
Pressestelle
Buschstr. 32
53113 Bonn
Telefon: 02 28/7 29 90-96
E-Mail: presse@krebshilfe.de
Internet: www.krebshilfe.de

Original-Content von: Deutsche Krebshilfe, übermittelt durch news aktuell

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