Erstes Fußballstadion testet Tracking-Systeme gegen Drohnenangriffe

Mehr als 400.00 Drohnen schwirren derzeit durch Deutschland. So eine Hochrechnung der Deutschen Flugsicherung (DFS). Konkrete Zahlen gibt es nicht – aktuell existiert keine Registrierungspflicht für Drohnenpiloten. Jeder, der Lust hat, kann einen Multikopter – so die korrekte Bezeichnung – in die Luft bringen. Ohne Genehmigung und Sachkundenachweise. Besonders beliebte Ziele der Drohnen-Piloten: Fußballstadien. Und da Drohnen nicht nur lästig, sondern auch gefährlich sein können, informierten sich die Verantwortlichen der Stadion Frankfurt Management GmbH über aktuelle technische Abwehrmöglichkeiten. Mit dabei: Eine Delegation der Frankfurter Polizei sowie Medienvertreter.

„Wir haben aktuell keine konkreten Anhaltspunkte, aber wir müssen auf jeden Fall vorbereitet sein, um einem möglichen Gefährdungspotenzial zu begegnen“, erklärt Patrik Meyer, Geschäftsführer der Stadion Frankfurt Management GmbH gegenüber dem Hessischen Rundfunk. Andrew Han von AntiDrones.com aus Frankfurt, Organisator der Vorführung, sagt: „Selbst wenn nur Fotos oder Videos aufgenommen werden, sind meist Persönlichkeitsrechte gefährdet.“ Kritisch werde es dann, wenn die Aufnahmen missbraucht würden, beispielsweise im Rahmen der Industriespionage. Oder eben bei Sportveranstaltungen wie geheime Fußballtrainings. „Talentscouts sind an solchen Videos ebenso interessiert wie konkurrierende Vereine“, erklärt Han und verweist auf den Fußballclub FC Barcelona, der inzwischen die Drohnen-Spionage sehr ernst nehme und ebenfalls technische Vorkehrungen getroffen habe.

Großer Nachholbedarf

Deutsche Stadien hätten hier noch gewaltigen Nachholbedarf, konstatiert Han und freut sich, dass zumindest die Commerzbank-Arena Frankfurt die Zeichen der Zeit erkannt hat. Wie Han erklärt, besteht das im Stadion testweise aufgebauten System aus einem zentralen Server, einem Hochfrequenz-Scanner sowie aus mehreren Sensorsystemen der Marke „DroneTracker“ des Herstellers Dedrone aus Kassel und San Francisco. Die Tracker kombinieren eine Videokamera mit Ultraschall-, Infrarot- und WLAN-Sensoren. Die auf dem Server laufende Software wird mit den Daten des Hochfrequenz-Scanners sowie den Trackern gefüttert und erkennt vollautomatisch anfliegende Drohnen schon rund aus 500 Metern Entfernung. „Das System löst dann sofort Alarm aus, und durch die eingebaute Triangulation lässt sich der Standort des Piloten bis auf wenige Meter genau bestimmen“, erklärt Han. „In der Regel bleibt so genug Zeit, um den Piloten ausfindig zu machen.“

Tüte Mehl kann Panik auslösen

Wie wichtig eine rechtzeitige Erkennung anfliegender Drohnen sein kann, erläutert Han an einem einfachen Beispiel. So könnte schon eine Tüte Mehl, ausgestreut oder abgeworfen über einem vollbesetzten Stadion, für eine Massenpanik sorgen. „Nichts und niemand wäre in der Lage, das weiße Pulver sofort als harmlos zu identifizieren“, sagt er. „Die Folgen der Panik wären hunderte Verletzte oder Tote.“ Auch deutsche Sicherheitsbehörden halten Drohnenangriffe auf Fußballstadien und andere Massenveranstaltungen für möglich: Wie ein Sprecher des Bundeskriminalamtes (BKA) den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland sagte, reichen denkbare Szenarien „bis hin zu möglichen terroristischen Anschlägen, zu denen auch Großveranstaltungen gehören können.“

Der „Abschuss“ einer Drohne als nahe liegende Abwehrmaßnahme ist in Deutschland zwar verboten. Zu unberechenbar seien die Folge des Absturzes, so Han. Nur die Polizei habe das Recht, so genannte Jammer einzusetzen, die den Funkverkehr zwischen Drohne und Pilot beziehungsweise Drohne und PS-Satelliten stören. „Wir haben aber ein Konzept entwickelt, um die Absturzfolgen deutlich zu minimieren oder sogar ganz aufzuheben““, sagt Han.

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