Startup aus der Universität Heidelberg gewinnt Patentstreit gegen mehrere Marktführer

Patente schützen Innovationen vor unerwünschter Nachahmung. Doch nicht nur das Anmelden und Halten von Patenten bis hin zur Erteilung kann langwierig und teuer sein, auch die Verteidigung eines Patentes gegen andere ist äußerst kostspielig. Gerade, wenn es sich um eine besonders interessante Technologie handelt, ist es in der Industrie üblich, dass mit Einspruchsverfahren versucht wird, Patente der Konkurrenz widerrufen zu lassen.

Weil sich ein solches Einspruchsverfahren über mehrere Jahre hinziehen kann und einiges an Ressourcen verschlingt, geben deutsche Universitäten üblicherweise bei derlei Angriffen frühzeitig auf. Ganz im Unterschied zu den US Universitäten, die bemerkenswerte Erfolge bei Patentstreitigkeiten erzielten. So bekam die Universität Wisconsin nach einem jahrelangen Patentverletzungsstreit mit Apple dieses Jahr 506 Millionen Dollar zugesprochen.

Eine an der Universität Heidelberg entwickelte Technologie zur Superauflösung weckte das Interesse zweier Marktführer der optischen Industrie. Während der erste Branchenriese Einspruch gegen ein europäisches Patent zur Lokalisationsmikroskopie einlegte, sprang der nächste mit einer Eingabe seitens Dritter noch schnell mit auf. Die Lokalisationsmikroskopie ist eine spezielle Methode der Super Resolution Mikroskopie, einer neuen Lichtmikroskopie-Variante für den Nanobereich. Einige der grundlegenden Verfahren fanden 2014 internationale Beachtung durch Verleihung des Chemie-Nobelpreises.

Wenig später hat die Karlsruher Start-up FZM LuciaOptics um den Heidelberger Universitätsprofessor Christoph Cremer dieses und weitere der von ihm maßgeblich entwickelten Patente für unterschiedliche Verfahren und Geräte zur Superresolutionmikroskopie von der Universität Heidelberg übernommen und das Einspruchsverfahren auf eigene Kosten weitergeführt. Der große Mut des Start-ups wurde belohnt, als dieses Grundlagenpatent im Einspruchsverfahren vor dem Europäischen Patentamt, vertreten durch Dr. Maria Burger von der Kanzlei Müller-Bore & Partner, erfolgreich verteidigt wurde.

„Wir sind sehr glücklich und erleichtert, dass es uns mit der hervorragenden Vertretung durch Frau Dr. Burger gelungen ist, unser Grundlagenpatent in Europa zu retten“, so Dr. Andrea Nestl, geschäftsführende Gesellschafterin des FZM LuciaOptics. „Mit den erteilten Patenten zur Lokalisationsmikroskopie in den USA, Japan, Australien und Singapur, decken wir weitere wichtige Märkte ab.“

Zwischenzeitlich ist dieses Lokalisationsmikroskop auf dem Markt verfügbar. Die Mainzer Hightech-Firma Surface Concept, ein langjähriger Partner von FZM LuciaOptics, hat ein für den Nutzer einfach zu bedienendes, robustes und mobiles Super Resolution Mikroskop entwickelt, das Ergebnisse in Echtzeit liefert.

„Ich freue mich, dass es mit dem NanoFleye endlich ein Super Resolution Mikroskop zu kaufen gibt, mit dem Anwender ohne spezielle Physikkenntnisse arbeiten können“, so der Erfinder Professor Christoph Cremer, „Routineuntersuchungen von Einzelmolekülen in der Molekularbiologie, der Pharmazie und diagnostischen Medizin werden endlich möglich.“

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