DAtF: Forschungsreaktor München – 60 Jahre internationale Spitzenforschung in Deutschland

Am 31. Oktober 1957 ging mit dem Forschungsreaktor
München (FRM) die erste kerntechnische Anlage Deutschlands in
Betrieb. Auch heute wird am Standort mit der
Forschungsneutronenquelle Heinz-Maier-Leibnitz (FRM II) eine der
leistungsfähigsten Großforschungsanlagen der Welt betrieben und
Spitzenforschung ermöglicht.

Mit dem FRM begann 1957 im Rahmen des Programms „Atoms for Peace“
die „Aufholjagd“ der Bundesrepublik Deutschland in der Kerntechnik.
Mit dem FRM II befindet sich seit 2005 eine der modernsten
Neutronenquellen überhaupt am Standort und bündelt in Deutschland
auch die Neutronenforschung des Forschungszentrums Jülich und des
Helmholtz-Zentrum Geestacht. Hier wird international und im gesamten
Spektrum von der physikalischen Grundlagenforschung über
Materialentwicklung bis zur Altersbestimmung von Kunstwerken oder der
medizinischen Anwendung gearbeitet. In Bereichen wie Energie,
Informationstechnik, Gesundheit, Nanotechnologie, Geowissenschaften
und weiteren werden unverzichtbare wissenschaftliche Dienstleistungen
erbracht, die pro Jahr auch von mehr als 1.000 Messgästen aus aller
Welt genutzt werden. Derzeit wird eine Produktion des Isotops
Molybdän-99 aufgebaut, um die europaweite Versorgung mit dem
wichtigsten radiopharmazeutischen Produkt zur Diagnose,
Technetium-99m, sicher zu stellen.

Begründer des FRM war der innovative Gründungsdirektor Heinz
Maier-Leibnitz, politische Initiatoren waren überparteilich der
damalige Bundesminister für Atomfragen Franz Josef Strauß (CSU) und
der Bayerische Ministerpräsident Dr. Wilhelm Hoegner (SPD). Der FRM
ist nicht nur Wiege der deutschen Kerntechnik, sondern gilt als
Keimzelle des modernen Campus der TU München in Garching und des
Wissenschaftsstandorts im Münchner Norden zu dem bei Kerntechnik und
Strahlenschutz auch die Gesellschaft für Reaktorsicherheit, das
Max-Planck-Institut für Plasmaphysik, das Helmholtz-Zentrum München
und das Bundesamt für Strahlenschutz gehören.

Der FRM diente bis zum Jahr 2000 der Forschung und Ausbildung
insbesondere in Physik und Kerntechnik. Im charakteristischen
„Atom-Ei“ wurden wesentliche Grundlagen der Neutronenforschung
erarbeitet, die bis heute weltweit angewendet werden: am FRM wurden
erstmals die Targets nahe der Neutronenquelle platziert, es wurden
die Neutronenleiter und die Neutronenrückstreumethode zur Analyse auf
atomarer Ebene entwickelt, Detektoren zur Kernstrukturanalyse
konstruiert, die erste Tiefsttemperaturbestrahlungsanlage gebaut und
die Methode der Analyse durch Kleinwinkelstreuung entwickelt. In der
Grundlagenforschung gelangen der Nachweis der Neutronen-Interferenz
als weitere Bestätigung des Welle-Teilchen-Dualismus und der Nachweis
der Existenz „ultrakalter“, also sich sehr langsam bewegender
Neutronen.

Pressekontakt:
Nicolas Wendler, Tel.: 030 498555-20, presse@kernenergie.de

Original-Content von: Deutsches Atomforum e.V., übermittelt durch news aktuell

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