Förderung in Höhe von 2 Millionen Euro: Digitales System soll Nachsorge für Schlaganfallpatienten optimieren

Etwa 270.000 Menschen erleiden jedes Jahr in Deutschland einen Schlaganfall, schätzt die Deutsche Schlaganfallhilfe. Während sich die Akutbehandlung von Schlaganfallpatienten in den vergangenen 20 Jahren verbessert hat, ist die Nachsorge vor allem im Langzeitverlauf noch sehr komplex. Verlässt ein Patient die Klinik, gilt es, zum einen, aus der Vielzahl unterschiedlicher Rehabilitationsangebote das passende auszuwählen und umzusetzen. Zum anderen müssen seine Vitalparameter streng überwacht werden und die genaue Medikamenteneinnahme sichergestellt sein, damit ein weiterer Schlaganfall vermieden werden kann. Diese Koordination ist bisher sehr kompliziert und für den Patienten schwer durchführbar.

„PostStroke-Manager“ stärkt die Nachsorge
Diese Lücke will das Projekt „PostStroke-Manager“ schließen. Im Forschungsprojekt entwickeln Informatiker des InfAI und Leipziger Mediziner zusammen mit weiteren Partnern ein Webportal, das die Nachbehandlung konzentriert. So können das Akutkrankenhaus, der betreuende Hausarzt und Schlaganfalllotsen, die den Patienten nach dem Schlaganfall betreuen, Details zur Behandlung und des Gesundheitszustands des Patienten nachvollziehen und teilen. Auf diese Weise sollen Informationslücken geschlossen und eine individualisierte Therapie angeboten werden. „Wir wollen damit ein Netzwerk spannen, das den Patienten auch außerhalb des Krankenhauses bestens versorgt. Ziel ist es, die Defizite nach dem Schlaganfall abzubauen und gleichzeitig zu verhindern, dass neue Ereignisse nachkommen“, sagt Prof. Dr. Dominik Michalski, Projektleiter und Wissenschaftler an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig.

App überwacht Gesundheitszustand und Bewegungsmuster des Patienten
Für den Patienten konzipieren und programmieren die Informatiker und Wissenschaftler eine App, die Vitalparameter wie Blutdruck und Herzfrequenz überwacht und den Alkohol- und Nikotinkonsum sowie die Medikamenteneinnahme erfassen kann. Darüber hinaus zeichnet sie anhand von Sensoren an den Handgelenken Bewegungsmuster auf. Diese und weitere relevante Informationen laufen im PostStroke-Manager zusammen. Patient und Hausarzt erhalten sie in strukturierter Form. „Wir entwickeln ein patientenzentriertes System, bei dem auf der Basis multimodaler Daten aus verschiedenen Quellen und neuartigen Algorithmen individuelle Lösungen ermöglicht werden. Die Patienten bleiben Eigentümer ihrer Daten und können festlegen, mit wem sie die Informationen teilen möchten. Im Konzept von PostStroke-Manager sind strenge Datenschutzregeln integriert“, erklärt Prof. Dr. Galina Ivanova Projektleiterin und Direktorin des Interdisziplinären Kompetenzzentrums Biomedical Data Science (BDS) des InfAI.

Studie soll Einsatz der Patienten-App validieren
Der PostStroke-Manager soll den Schlaganfallpatienten ein Leben lang begleiten können. Ziel ist es, seine Wiedereinstiegschancen in den Beruf zu erhöhen sowie seine Selbstbestimmung und Gesundheitskompetenz zu stärken. Das System kann als Ergänzung zur Schlaganfalllotsenbetreuung, aber auch eigenständig nach einem Schlaganfall eingesetzt werden. In einer Pilotstudie wollen die Wissenschaftler Webportal und Patienten-App testen und validieren, um zu sehen, wie das System vom Patienten angenommen wird und welche Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen zu erzielen sind.

Partner im Projekt „PostStroke-Manager“
Das etwa 3,5 Jahre andauernde Forschungsprojekt „PostStroke-Manager“ wird von Prof. Dr. Galina Ivanova vom Interdisziplinären Kompetenzzentrum Biomedical Data Science (BDS) des InfAI sowie Prof. Dr. Dominik Michalski und Prof. Dr. Joseph Claßen, Klinikdirektor der Klinik und Poliklinik für Neurologie des Universitätsklinikums Leipzig geleitet. Assoziierte Partner sind niedergelassene Arztpraxen unter der Leitung der Selbstständigen Abteilung für Allgemeinmedizin der Medizinischen Fakultät sowie die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe und die Deutsche Rentenversicherung.

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