Künstliches Sehen – Erfolge und Herausforderungen

(Reutlingen/Detroit) – Die Retina Implant AG präsentierte beim Weltkongress „The Eye & The Chip – World Congress on Artificial Vision“ in Detroit, USA, unter anderem Forschungsergebnisse zu ihrem subretinalen Netzhautimplantat. Der jährlich stattfindende Kongress wird vom Detroit Institute of Ophthalmology, einem Institut des Henry Ford Hospital, organisiert. Er dient dem interdisziplinären Austausch von Fachleuten aus der ganzen Welt über die Fortschritte im Bereich der Nanoelektronik und Neurobiologie im Zusammenhang mit dem „künstlichen Sehen“.

Das subretinale Netzhautimplantat der Retina Implant AG kann Menschen, die infolge der degenerativen Netzhauterkrankung Retinitis pigmentosa über keine oder nur eine sehr geringe Lichtwahrnehmung verfügen, einen Teil ihres Sehvermögens zurückgeben. Die Mehrzahl der Patienten, denen der Chip implantiert wurde, nimmt Lichtquellen wahr und kann sich dadurch wieder besser im Raum orientieren.

Dr. Alfred Stett, Vorstand Technologie der Retina Implant AG, beschrieb in seinem Vortrag den angereisten Spezialisten aus aller Welt die Design-Merkmale dieses subretinalen Netzhautimplantats: Auch bei der neuesten Generation des Chips, dem RETINA IMPLANT Alpha AMS, gibt es kaum äußerlich sichtbare elektronische Komponenten. Lediglich ein kleiner Transponder zur externen Stromversorgung des Chips wird hinter das Ohr in die Haut eingebracht. Der nur nur etwa 12 Quadratmillimeter große Chip wird direkt unter der Fovea centralis, der sogenannten Sehgrube im Auge, platziert und kann sich daher mit dem Auge bewegen. So soll es dem Patienten ermöglicht werden, seine natürliche (früher erlernte) Augenbewegung zu nutzen, um Objekte zu lokalisieren.

Prof. Eberhart Zrenner, Senior Professor für Augenheilkunde im Werner Reichardt Centrum für Integrative Neurowissenschaften beim Forschungsinstitut für Augenheilkunde der Eberhard Karls Universität Tübingen stellte die Ergebnisse der jüngsten klinischen Studie (Zwischenergebnisse einer Multi-Center-Studie mit dem neuen elektronischen subretinalen Implantat Alpha AMS bei 15 an erblicher Netzhautdegeneration erkrankten Patienten) vor.

Dr. Günther Zeck vom Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Institut (NMI) an der Universität Tübingen beschrieb in seinem Vortrag „Single-Pixel Stimulation of Blind Rodent Retina Using a Subretinal Implantat“, wie er den Chip unter Laborbedingungen für seine Forschungen zur elektrischen Netzhautstimulation verwendet.

Die Vorträge, die die gesamte Bandbreite von der Grundlagenforschung über die Technik bis hin zur klinischen Studie abdeckten, wurden von der wissenschaftlichen Community intensiv diskutiert. „Bei dieser Tagung treffen alle Arbeitsgruppen, die sich weltweit mit dem Thema „künstliches Sehen mit Implantaten“ beschäftigen, zusammen“, erklärte Dr. Stett. „Wissenschaftler, Ärzte, Ingenieure und Hersteller berichten über ihre Erfolge – und auch über Herausforderungen, die es noch zu überwinden gilt.“ So wurde betont, dass einheitliche Testmethoden unverzichtbar sind, um einerseits die Qualität des Sehens zu messen und andererseits die Wirkung der verschiedenen therapeutischen Ansätze vergleichbar zu machen. Von großer Bedeutung seien außerdem strenge Auswahlkritierien für Patienten, die für eine Implantation geeignet sind, sowie ein intensives Training nach der Implantation.

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