Meilenstein für Biotechnik-Branche in Sicht: Automatisierte Zellkulturen werden durch neuartige Technologie des Start-ups InnoCyte bezahlbar

Nahezu alle Lebenswissenschaften arbeiten mit biologischen Zellen – von der Genforschung über die Medikamentenentwicklung bis hin zur Gewebekonstruktion. Die Produktion von biologischen Zellen ist ein Schlüsselprozess für die Entwicklung und Zulassung von Medikamenten (Pharma Screening) und für die Erzeugung von künstlichem Gewebe (Tissue Engineering). Die Aussagekraft zellbasierter Versuchsreihen und die Sicherheit von künstlichen Geweben hängen vor allem von der Reproduzierbarkeit des Zellmaterials ab. Durch die automatisierte Zellproduktion sinkt die Gefahr von Verunreinigungen und Fehlern, die mit der manuellen Bearbeitung einhergeht. Gleichzeitig steigt die Qualität der Zellkulturen, da alle zentralen Prozesse nach einem standardisierten Schema ablaufen. Aus diesen Gründen sind viele der über 40 000 Zellkulturlabore weltweit an einer Standardisierung und Automatisierung der Produktionsprozesse interessiert. Bisherige Systemlösungen automatisierter Zellkulturen sind jedoch durch die Robotertechnik, an die sie geknüpft sind, sehr aufwendig und kostenintensiv, und daher für die meisten Labore unerschwinglich.

Das Gründungsteam der InnoCyte GmbH hat eine auf Druckunterschieden basierende Technologie entwickelt, die die automatisierte Produktion von Zellen für ein Sechstel der Kosten bisheriger Systemlösungen möglich macht: Während für bestehende Systeme Beträge ab ca. 150 000 Euro aufgebracht werden müssen, ist die Lösung von InnoCyte bereits ab etwa 25 000 Euro realisierbar. Split.It heißt das Basisprodukt des Stuttgarter Start-ups, das die zentralen Schritte der automatisierten Zellkultur mit einem Bruchteil des bisher dafür notwendigen Aufwands realisiert. »Derzeit suchen wir noch nach Erstanwendern für Split.It. Ab Sommer 2012 wird das Standard-Produkt dann auf dem Markt verfügbar sein«, so Roland Huchler, Geschäftsführer der InnoCyte. Die geringe Komplexität der Technologie lässt eine völlig neue Bauform zu: Split.It wird als »Benchtop-Gerät« angeboten, das im Vergleich zu den Robotertechnik-Lösungen, klein und »handlich« ist und auf einem Tisch montiert werden kann. Vor allem für mittelständische Biotechnik-Unternehmen und Forschungslabors an Universitäten und Kliniken ist Split.It, aufgrund des erheblich geringeren Kostenfaktors und des einfacher handhabbaren und wartungsärmeren Systems, attraktiv.

Die Fraunhofer-Gesellschaft ist über Fraunhofer Venture an der im Juni 2011 gegründeten InnoCyte GmbH beteiligt. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. »Die InnoCyte GmbH hat eine tiefgreifende Branchenkenntnis im Bereich der Zellkultur sowie das ingenieurwissenschaftlichen Know-how, um neue Lösungen für die Branche zu entwickeln. Aus diesem Grund wird sich die InnoCyte auf diesem Markt erfolgreich platzieren«, ist Matthias Keckl, verantwortlicher Betreuer der InnoCyte bei Fraunhofer Venture, überzeugt.

In den kommenden Jahren will InnoCyte zunächst die 2 500 Zellkulturlabore in Deutschland adressieren. Für die Zukunft plant das Fraunhofer Spin-off, auch den europäischen und den nordamerikanischen Markt zu erschließen. Gleichzeitig arbeiten die Gründer aus Stuttgart an weiteren Produkten für die automatisierte Zellkultur, welche die Funktionen von Split.It sinnvoll ergänzen.

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