SALTEX als Drehscheibe interdisziplinärer Forschung und Entwicklung

Dornbirn. In wenigen Monaten geht die Erstveranstaltung der SALTEX – Smart Textiles & Lightweight Materials, vom 5. bis 6. Oktober 2016 an den Start. Der Wirtschaftsstandort Vorarlberg mit seiner kompletten textilen Wertschöpfungskette, häufig als „textiles Silicon Valley“ der Vier-Länder-Region bezeichnet, hat auf Nachfrage der Industrie das neue Messevorhaben entscheidend beschleunigt. Als viertgrößtes Stickereigebiet der Welt mit 150 Betrieben erfährt die Region internationale Anerkennung. Wissenschaft und Forschung sind die Treiber für den wirtschaftlichen Erfolg der Vorarlberger Textilindustrie.

Wichtige Impulse gehen vom Forschungsinstitut für Textilchemie und Textilphysik in Dornbirn, einer Außenstelle der Universität Innsbruck, aus. Univ.-Prof. Thomas Bechtold, weltweit anerkannter Experte auf den Forschungsgebieten elektrochemische Prozesse, Fasern, Polymer-Chemie sowie textile Physiologie, leitet das Institut seit 1997. Seit 1984 hat er über 260 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht und über 20 Patente angemeldet. 2015 erhielt er den Wissenschaftspreis des Landes Vorarlberg. Er hat die Idee zu der neuen Messeveranstaltung unterstützt und ist als Beiratsmitglied ein starker Befürworter und Motor: „Wir sehen die SALTEX als wichtige Drehscheibe und Katalysator interdisziplinärer Forschung rund um das Thema Textil. Hier laufen die Netzwerke aus den unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen zusammen, verdichten sich und ermöglichen für die hochspezialisierten Unternehmen, die als Aussteller teilnehmen, neue spannende Entwicklungsvorhaben. Auch wenn wir uns bei der Erstveranstaltung auf den deutschsprachigen Raum konzentrieren, lässt sich aus meiner Sicht der Einzugsbereich sukzessive erweitern und damit die Internationalisierung vorantreiben.“

Ob Metallverarbeitende Industrie, Kunststofffertigung, Elektronik-Unternehmen, Maschinenbau oder Robotik – im Zusammenspiel der heterogenen Industrien und durch die fertigungstechnische Annäherung der Player entstehen neue intelligent konzipierte Produkte. Die Vorarlberger Sticker haben hier aus Sicht Prof. Bechtolds entscheidende Pionierarbeit geleistet, indem sie Know-how und Expertise der Branche für den erfolgreichen Transfer in technische Applikationen angepasst haben. Er nennt als Beispiel die mit Sensoren versehenen Inkontinenzeinlagen, die ein aktives Nässemanagement ermöglichen und damit das Pflegepersonal in den Einrichtungen entlasten. Ein Produkt, das im Rahmen eines FFG Projekts (Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH) entwickelt wurde und jetzt von dem Start-up Texible (www.texible.com) kommerziell vertrieben wird. Die zweijährige Testphase in einem Pflegeheim steht kurz vor dem Abschluss. Die Funktionsfähigkeit wurde während der Testphase bereits voll bestätigt, d.h. das Produkt hält auch dem industriellen Waschprozess einschließlich Chlorwäsche stand. Thomas Fröis, Geschäftsführer des Start-ups Texible: „Zur Zeit wird noch die Auswirkung auf das allgemeine Wohlbefinden und die Schlafqualität der Heimbewohner beim Einsatz unserer Inkontinenzeinlagen überprüft. In Kürze werden uns alle Ergebnisse vorliegen.“

Neue Stiftungsprofessur am Institut für Textilchemie und Textilphysik
Seit April 2016 ist am Institut für Textilchemie und Textilphysik in Dornbirn eine neue Stiftungsprofessur eingerichtet worden. Finanziert wird der neue Lehrstuhl vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) sowie der regionalen Industrie. Für die kommenden fünf Jahre stehen rund drei Mio. Euro zu Verfügung. Im Fokus der Stiftungsprofessur werden exakt die beiden Themenfelder stehen, die auch die SALTEX bewegen: Smart Textiles und Advanced Manufacturing im Leichtbau. Smart Specialisation mit effizienteren Fertigungstechniken und beschleunigten Automatisierungsoptionen stehen auf der Forschungsagenda ganz oben. In Vorarlberg sind führende Textilbetriebe in einer Smart Textiles Plattform vernetzt und gemeinsam an Verbundforschungsprojekten beteiligt. Prof. Bechtold: „Das textile Know-how der Region soll durch neue interdisziplinäre Kooperationen in marktgerechte Innovationen umgesetzt werden. Unser Augenmerk im Leichtbau ist auf die Optimierung der Fertigungstechniken gerichtet. Hier arbeiten wir sehr intensiv mit thermoplastischen Composites und setzen die Tailored Fibre Placement (TFP-) Technologie ein, die für komplexe Faserverbundbauteile entwickelt wurde. Ziel dieser Methode ist es, die Fasern beanspruchungsgerecht und materialsparend im Faserverbund-Bauteil zu positionieren, um einen „Werkstoff nach Maß“ zu erstellen.“

SALTEX Symposium mit spannenden Vortragsthemen in den Bereichen SMART und LIGHT:
Parallel zu der Community-Plattform SALTEX findet bereits zum fünften Mal das Smart Textiles- Symposium der Smart Textiles Plattform Austria statt. Am Mittwoch, 05. Oktober liegt der Schwerpunkt bei Smart Textiles, am 06. Oktober auf Faserverbundwerkstoffen.

Den Vortragsblock Smart Textiles eröffnet Dr. Isa Hofmann von der Agentur IHOFMANN, INTERNATIONAL. INTERDISZIPLINÄR aus Wiesbaden, Deutschland mit dem Keynote „Smart Services Welt 2025: Wie die digitale Disruption Geschäftsmodelle und Kommunikationsprozesse verändert“. Medizinischen Anwendungen werden gleich zwei Vorträge gewidmet: Dr. Klaus Jansen, GF Forschungskuratorium Textil e.V. aus Berlin, Deutschland wird unter dem Stichwort „Hightex für die Medizin“ zu diversen Anwendungen wie Implantaten, Therapiehilfen und Wundversorgung mit faserbasiertem Know-how referieren. Univ. Prof. Dr. Werner Mohl, Herz-, Thoraxchirurgie AKH Wien, Österreich beleuchtet das Thema „Smart textiles als bionische Struktur in der cardiovasculären Therapie“. Weitere Vorträge kommen von der Wolford AG, der Universität Innsbruck mit Prof. Dr. Thomas Bechtold, der ITV Denkendorf mit Prof. Dr.-Ing. Markus Milwich und TITV Greiz mit Dipl.-Ing. Sabine Gimpel.

Den Vortragsblock zum Thema Leichtbaumaterialien wird Prof. Hubert Jäger von der TU Dresden, Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik, mit einem Keynote zu dem Thema carbonfaserverstärkte Kunststoffe und die Herausforderungen der Automatisierung eröffnen. Robert Lenferink, Director New Business Development, Ten Cate Advanced Composites, Niederlande wird zu dem Thema „Smart thermoplastic composite technology for automotive applications“ referieren. Weitere Vorträge u.a. von der Schoeller GmbH, Otto Bock, der Karl Mayer GmbH und Getzner runden das Programm ab.

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