Wie Wissenschaftler zur Rettung unserer Ozeane beitragen

Der Rote Thun ist ein majestätischer Fisch und wird auch als „Tiger der Meere“ bezeichnet. Er kann über eine halbe Tonne schwer werden, Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/h erreichen und Strecken von mehreren tausend Kilometern zurücklegen. Doch von vielen Menschen wird er wegen seines reichhaltigen, cremig-roten Fleisches geschätzt. Im Juni wurde bei einer Auktion auf dem Tsukiji-Fischmarkt in Tokio für einen Roten Thun mit einem Gewicht von 342 kg ein Rekordpreis von 32,49 Mio. Yen – zum damaligen Kurs 295.000 € – erzielt. Trotz globaler Initiativen zum Schutz des Fisches sind die Bestände seit 1970 um geschätzte 80% zurückgegangen: Die hohe Nachfrage nach dem lukrativen Fisch führt zu seiner Ausrottung.

Wie kann der Rote Thun gerettet werden? Zweifelsohne sind effizientes Fischereimanagement und die Einhaltung der Regularien von größter Bedeutung für die Bewahrung dieser Spezies. Die Aufzucht in Aquakulturen könnte zur Lösung des Problems beitragen, jedoch gab es in den vergangenen Jahren bei der Züchtung von Thunfisch, dessen natürlicher Lebensraum die Hohe See ist, trotz teils erheblicher Anstrengungen keine nennenswerten Fortschritte. Jetzt kann eine europäische Initative einen Durchbruch vermelden: Ein Projekt mit dem Namen SELFDOTT (Self-sustained Aquaculture and Domestication of Bluefin Tuna – Selbsterhaltende Aquakultur und Domestikation des Roten Thuns), das von der Europäischen Kommission durch das 7. Rahmenprogramm für Forschung und technologische Entwicklung (FP7) gefördert wird, hat bei der Aufzucht von Atlantischem Roten Thun in schwimmenden Käfigen ohne den Einsatz von Hormonen erste Erfolge erzielt.

Nach vierjähriger Forschungsarbeit, an der 13 europäische Institute beteiligt waren, konnten die Wissenschaftler eine große Menge brauchbarer Eier von in Gefangenschaft lebenden Roten Thunen gewinnen und diese für die Zucht verwenden. Unter Mitwirkung mehrerer an dem Projekt beteiligter europäischer Forschungslabors, darunter auch das mit der Koordination von SELFDOTT betraute spanische Institut für Ozeanographie (IEO), erreichten die Fische in der Aufzucht in einem Zeitraum von etwas mehr als drei Monaten ein Gewicht von über einem Kilogramm.

SELFDOTT ist nicht das erste von der Europäischen Kommission geförderte Projekt, das zum Ziel hat, den Roten Thun unter kontrollierten Bedingungen über einen kompletten Lebenszyklus zu vermehren. Dennoch bestehen weiterhin Herausforderungen, die noch überwunden werden müssen. So braucht es zum Beispiel ein Jahrzehnt, bis ein Fisch ausgewachsen ist und die Brutaufzucht und -fütterung sind äußerst schwierig. Auch Aspekte der Nachhaltigkeit müssen in Angriff genommen werden. Die an SELFDOTT beteiligten Wissenschaftler hoffen jedoch, in den kommenden vier oder fünf Jahren Thunfische in Gefangenschaft über einen kompletten Lebenszyklus züchten zu können. Gelingt ihnen dieser Schritt, könnte dies zu einer Erholung der massiv bedrohten Wildbestände beitragen.

SELFDOTT ist nur eines von zahlreichen Forschungsprojekten, die von der EU gefördert werden, und zwar nicht nur durch
finanzielle Zuschüsse sondern auch durch den Aufbau des Europäischen Forschungsraums (EFR). Der EFR bietet Wissenschaftlern, Forschungseinrichtungen und Unternehmen die Möglichkeit zu mehr Mobilität, verstärktem Wettbewerb und zu einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Sie erhalten Zugang zu einem europaweiten öffentlichen Raum für Wissen und Technologien geschaffen, in dem die Synergien und Ergänzungsmöglichkeiten der verschiedenen Mitgliedstaaten voll ausgeschöpft werden.

SELFDOTT war eines der Projekte, die ausgewählt wurden, ihre beeindruckenden Forschunsergebnisse auf dem ersten Innovationskonvent der EU am 05. und 06. November in Brüssel vorzustellen. Forscher, Unternehmer und politische Entscheidungsträger kamen auf dieser Veranstaltung zusammen, um die besten Möglichkeiten der Innovationsförderung zu erörtern.

Veranstaltungen wie der Europäische Innovationskonvent und Forschungsprojekte wie SELFDOTT verdeutlichen Europas Bestreben, die Herausforderungen unserer Zeit aktiv anzugehen. Die gemeinsamen europäischen Anstrengungen lassen auf eine Zukunft für den Roten Thun hoffen.

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