Die Zukunft nachhaltigen Bauens

Mehr als die Hälfte des Ressourcenverbrauchs und des Abfallaufkommens in Deutschland entsteht durch die gebaute Umwelt. Und nicht nur hier zu Lande spielt eine gesunde, behagliche und ökologisch verträgliche Gebäudenutzung eine gewichtige Rolle. In der aktuellen EU-Verordnung Nr. 305/2011 sollen deshalb, beispielsweise durch Angaben über den Gehalt an gefährlichen Stoffen in Bauprodukten, die Möglichkeiten für nachhaltiges Bauen verbessert und die Entwicklung umweltfreundlicher Produkte gefördert werden.

»Die Brisanz des Themas Nachhaltigkeit ist bei den Menschen angekommen und die Dringlichkeit, grundlegende infrastrukturelle Weichenstellungen vorzunehmen, ebenso. Wir reagieren mit unseren Instrumenten und Methoden zur Bewertungen der Nachhaltigkeit von Bauprodukten, Bauprozessen und Bauwerken sowie der Verknüpfung industrieller Verfahren auf diese Bedürfnisse«, beschreibt Prof. Dr. Klaus Sedlbauer, Leiter des Fraunhofer IBP die Entwicklungen des Instituts auf dem Gebiet der ganzheitlichen Bilanzierung.

Ziel ist es, Umweltwirkungen und Lebenszykluskosten zu reduzieren bei gleichzeitiger Steigerung der Gesundheit und Behaglichkeit der Gebäudenutzer. Die Nachhaltigkeitsbewertung von Gebäuden und Bauwerken ist eines der zentralen Arbeitsfelder am Fraunhofer IBP. Insbesondere beschäftigen sich die Forscher mit der wissenschaftlichen Begleitung von Nachhaltigkeitszertifizierungen, der Entwicklung von Bewertungsverfahren und -regeln sowie von Methoden und Instrumenten zur praxisnahen Umsetzung. Die Fraunhofer-Mitarbeiter sind aktiv an der Weiterentwicklung des Gütesiegels »Nachhaltiges Bauen« der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) beteiligt. Darüber hinaus gilt es künftig Lösungen zu finden, um nicht nur einzelne Gebäude ökologisch, ökonomisch und sozial zu optimieren, sondern ganze Stadtquartiere und Siedlungen nachhaltig zu gestalten.

Darüber hinaus beschäftigen sich die Forscher mit der Nachhaltigkeit von Bausystemen und industriellen Prozessen. Sowohl Gebäude als auch Bausysteme setzen sich aus einzelnen Bauprodukten zusammen. Die ökologischen Eigenschaften dieser Produkte lassen sich mit dem Instrument der Umweltproduktdeklaration (Environmental Product Declaration, EPD) nach ISO 14025 detailliert darstellen. Neben technischen Daten und produktspezifischen Prüfergebnissen wie z.B. VOC-Emissionen im Innenraum ist die Ökobilanz zentraler Bestandteil der Deklaration. Damit wird sowohl Planern und Architekten, als auch Nutzern eine transparente Grundlage für die Auswahl einzelner Produkte zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig beeinflussen Bauprodukte selbst in erheblichem Maße die Nachhaltigkeitsleistung von Systemen und Gebäuden. Das Fraunhofer IBP erforscht diese Zusammenhänge in Zusammenarbeit mit Praxispartnern, um zukünftig noch detailliertere Aussagen über die Bedeutung von Bauprodukten betreffend ihrer Nachhaltigkeit treffen zu können.

Um sämtliche Umweltwirkungen, die von Bauprodukten, Bausystemen und Bauwerken verursacht werden, erfassen und analysieren zu können, setzen die Wissenschaftler am Fraunhofer IBP auf das Instrument der Ökobilanzierung. Damit lassen sich Umweltwirkungen wie beispielsweise Treibhausgasemissionen, die Versauerung von Böden und Gewässern, die Ozonbildung sowie der Ressourcenverbrauch systematisch entlang des gesamten Lebenszyklus erfassen und bewerten. Ebenfalls können dadurch ökologische Schwachstellen am Gebäude aufgezeigt werden, um gezielte Optimierungsmaßnahmen bereits in frühen Planungsphasen einleiten zu können. Mit dem „Sustainable Buildings Specifier (SBS)“ stellt das Fraunhofer IBP auf der „CONSENSE“ erstmalig eine Online-Plattform für die Gebäudeökobilanzierung von morgen vor, welche gemeinsam mit PE International entwickelt wurde. Mit diesem Tool wird eine prozessbegleitende Lebenszyklusplanung der ökologischen Performance eines Gebäudes bereits in einem frühen Planungsstadium ermöglicht.

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