Künstliche Intelligenz im Weinbau

Dipl.-Ing. Sebastian Wille
 

Frankfurt am Main. Es ist kein Geheimnis, dass es auch die Weinbranche in den Pandemiezeiten nicht leicht hatte. Der Entwickler Sebastian Wille hat sich als Wein-Liebhaber selbst mit den Problemen im Weinbau auseinandergesetzt und forscht im Verbundprojekt PINOT an einer besonderen Lösung für Winzer und Kellermeister.

Der Weinjahrgang 2021 ist definitiv – nicht nur pandemiebedingt – eine Herausforderung. Starkwetterereignisse im Frühjahr, ein verhaltenes Sommerwetter, hohe Niederschlagsmengen und ein teilweise starker Befall mit Peronospora führten zu örtlichen Ertragsausfällen im CoViD-Jahr. Da ist es auch nicht von Vorteil, dass die Kirschessigfliege und anderes Getier sich auf den Beeren und Blättern niederlässt und diese dann noch vor der Lese aufplatzen. Die vielen einzelnen Herausforderungen im Griff zu haben ist ausschlaggebend für den Erfolg eines Winzers. Die große Anzahl an Gärgebinden macht es für Kellermeister nicht leichter, den Überblick zu behalten. Bei Fehlern in der Gärung ist es nicht unrealistisch, dass diese in sogenannten Schwefelwasserstoff-Böckser resultieren, was den Wein geschmacklich beeinträchtigt. Ein Horror für jeden Winzer.

PINOT als Lösung

Genau hier setzt das Forschungsprojekt des Dipl.-Ing. Sebastian Wille an, der mit seinem Unternehmen Wille Engineering und anderen renommierten Partnern aus Forschung und Wirtschaft das Projekt PINOT auf die Beine gestellt hat. Der Name steht für „Projekt zur Entwicklung künstlicher Intelligenz für die Oenologie und Technologie im Weinbau“ und ist namentlich selbstverständlich an die Rebsorte aus dem Burgund angelehnt.

„Gerade weil es schwer fällt jeden Tank permanent im Blick zu behalten, erforschen und entwickeln wir mit PINOT unter anderem ein Sensorsystem, welches die Gärung überwacht. Die Daten werden gesammelt und mittels Künstlicher Intelligenz (KI) lernt das System – quasi wie von selbst – die vielen unterschiedlichen Nuancen, die Weine nun mal ausmachen, zu berücksichtigen.“, erzählt Wille stolz. „Ungereimtheiten können frühzeitig erkannt und Fehlgärungen verlässlich prognostiziert werden, noch bevor es zu spät ist. Kellermeister reagieren dann mit oenologischen Maßnahmen und stellen die Qualität ihrer Weine sicher.“

Der in Hessen beheimatete Diplom-Ingenieur leitet in Hattersheim am Main sein eigenes Ingenieur-Büro „Wille Engineering“. Bereits seit 2016 agiert Wille in der Erstellung und Entwicklung hochkomplexer Prototypen zur Professionalisierung und Umsetzung technischer Neuerungen. Von seiner Ingenieur-Arbeit profitieren mittlerweile, neben Instituten und Universitäten, auch große Unternehmen, wie VW, Porsche, Roche Diagnostics GmbH und viele weitere.

Hohe Förderung für KI im Weinbau

PINOT wird mit 2,9 Millionen Euro vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) gefördert. Mit dem Programm „KI in der Landwirtschaft“ sollen die Weichen für die Künstliche Intelligenz im Weinbau gestellt werden. PINOT wurde als Verbundprojekt konzipiert. Neben Wille selbst sind der Weincampus Neustadt am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz, der Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier, das Fraunhofer-Institut für integrierte Schaltungen, das Unternehmen Genie Enterprise Inc. und die Vineyard Cloud GmbH sowie das Weingut Lergenmüller Gbr. vertreten.

Aromadetektoren für Winzer und Kellermeister?

„Die für die Weinqualität verantwortlichen Aromen im laufenden Betrieb zu messen noch lange bevor es die eigne Nase erfassen kann, das ist die Vision von PINOT“, so Wille. Erfahrungen, die beim Aufbau der Sensoren nötig sind, werden in PINOT integriert. Um sowohl die Qualität als auch die Authentizität von Wein langfristig garantieren zu können, arbeiten die Entwickler aktiv an der Optimierung der künstlichen Intelligenz, die möglichst der menschlichen Wahrnehmung entsprechen soll. „Das Projekt PINOT ist eine hervorragende technische Ergänzung in der Weinbereitung. Unsere KI begleitet, informiert und soll bereits im Vorfeld sicherstellen, dass der Wein sich auch so entwickelt, wie vom Winzer gewünscht. Wir sind überzeugt, dass viele Winzer von dieser Entwicklung profitieren werden“, so Dipl.-Ing. Sebastian Wille.

Fest steht: Mit den heute digitalen Möglichkeiten kommen definitiv spannende Zeiten auf die Weinbranche zu. Mit dem Projekt PINOT, Sebastian Wille und seinen Partnern, sowie vielen anderen Projekten, bleibt Stillstand definitiv ein Fremdwort.

Mehr Informationen zum Projekt:

Weiterführende Informationen zu Sebastian Wille finden sich auf www.wille-engineering.com, als auch auf Projekt PINOT (fraunhofer.de)

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