Industriepolitik: Strategische Forschungsförderung erforderlich

Für den Erhalt einer starken industriellen Basis ist
eine strategische Förderung der industriellen Forschung durch
Steuererleichterungen dringend geboten. Dafür hat sich der
Führungskräfteverband Chemie VAA im Rahmen der
Diskussionsveranstaltung „Industriepolitik – Quo Vadis?“ am 1.
November mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Verbänden mit
Nachdruck eingesetzt.

Man dürfe in diesem Zusammenhang nicht zwischen kleinen und
mittleren Unternehmen (KMU) auf der einen und Großunternehmen auf der
anderen Seite differenzieren, betonte der 1. Vorsitzende des VAA Dr.
Thomas Fischer. „Dies führt nur zu Scheinausgründungen bei den
Großunternehmen, um die ausgelobte steuerliche Förderung zu
erlangen.“ Dr. Thomas Gambke, Bundestagsabgeordneter der Partei
Bündnis 90/Die Grünen, wandte dagegen ein, die Konzerne zahlten im
Vergleich zu den KMU sieben bis acht Prozent weniger Steuern. Jede
Subvention der Großindustrie führe dort zu Einsparungen in etwa der
gleichen Höhe, während bei KMU jeder Euro Forschungsförderung zu
weiteren 30 Cent Investitionen führe. Prof. Dr. Heinz Riesenhuber,
ehemaliger Bundesforschungsminister und für die CDU im Bundestag,
wies dies zurück: „Zwar ist Wachstum nicht alles, aber ohne Wachstum
wird alles viel schwerer.“ Er sprach sich auch dagegen aus,
ausschließlich KMU zu fördern. Vielmehr setzte er sich dafür ein,
dass die KMU doppelt so stark gefördert werden wie die Unternehmen
der Großindustrie, da die Markteintrittsschwelle für KMU schwerer zu
überwinden seien.

Der Vizepräsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) und
Vorstandsvorsitzende der Merck KGaA Dr. Karl-Ludwig Kley trat für
eine Industriepolitik ein, die sich Rahmen setzend und nicht lenkend
verstehe und auf Kontinuität beruhe. „Vertrauen Sie den Unternehmern,
dann kommt schon etwas heraus“, rief er der Politik zu.

Die Vizepräsidentin der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh)
Prof. Dr. Barbara Albert warnte vor einer Verengung der
forschungspolitischen Zielsetzungen. Die Universitäten müssten um der
Innovationsfähigkeit willen zur Grundlagenforschung in der Lage sein,
wären aber dramatisch unterfinanziert. Industriepolitik müsse daher
stets im Zusammenhang mit umfassend verstandener Forschungspolitik
begriffen werden.

Eingeladen zur Podiumsdiskussion in den Industriepark Wolfgang
hatte die VAA-Landesgruppe Hessen mit Dr. Martin Bewersdorf an der
Spitze. VAA-Vorstandsmitglied Bewersdorf warnte eindringlich davor,
die öffentliche Akzeptanz für die Industrie als Basis des Wohlstandes
zu riskieren. Einig waren sich alle Diskussionsteilnehmer im Ziel der
Aufrechterhaltung eines hohen Industrialisierungsgrades in
Deutschland. Diese bestimme über die Zukunftschancen der deutschen
Wirtschaft.

Pressekontakt:
Dr. Martin Kraushaar, Geschäftsführer, Leiter Abteilung Politik &
Kommunikation, Tel: 0221 160010, E-Mail: martin.kraushaar@vaa.de

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