Wenn die Nerven verrücktspielen / Sport hilft, Nebenwirkungen der Chemotherapie zu reduzieren

Forscher der Deutschen Sporthochschule Köln
untersuchen, wie Krebsbetroffene durch gezieltes Bewegungstraining
aktiv auf ihr Wohlbefinden einwirken und der sogenannten
Chemotherapie-induzierten peripheren Polyneuropathie (CIPN) vorbeugen
können. Die CIPN ist eine der medizinisch bedeutsamsten
therapiebegleitenden Nebenwirkungen. Sie führt zu Taubheitsgefühl,
Gleichgewichtsstörungen und Schmerzen. Etwa die Hälfte aller
Leukämie-, Lymphom-, Brust- und Darmkrebs-Patienten ist davon
betroffen. Die Studie wird von der Deutschen Krebshilfe mit 369.000
Euro für drei Jahre gefördert.

Krebspatienten mit einer CIPN leiden unter sensorischen und
motorischen Symptomen, wie tauben, kraftlosen Händen und Beinen, die
Alltagstätigkeiten erschweren und zu einem Verlust der Autonomie
führen. Diese Einschränkungen können so ausgeprägt sein, dass die
Chemotherapie abgebrochen werden muss.

Derzeit gibt es noch kein effektives Konzept zur Prävention
beziehungsweise Behandlung der CIPN. Jedoch scheint die Sporttherapie
ein vielversprechender Ansatz zu sein. Diese Annahme unterstützen
zumindest die Vorarbeiten der Forschergruppe um Dr. Fiona Streckmann,
Abteilung Molekulare und zelluläre Sportmedizin von der Deutschen
Sporthochschule Köln. „Unser Ziel ist es, durch gezieltes Training zu
verhindern, dass sich eine CIPN entwickelt oder diese zumindest
verzögert auftritt. Eine Steigerung der Lebensqualität und eine
optimierte Krebstherapie wären die Folge“, erklärt Streckmann.

Mit Sporttherapie zu mehr Lebensqualität

Die Studie von Streckmann umfasst 236 Patienten, die eine
Chemotherapie erhalten. Die Probanden werden per Zufallsprinzip in
verschiedene Gruppen aufgeteilt. Bis auf eine Kontrollgruppe erhalten
alle Studienteilnehmer zusätzlich zur konventionellen Therapie ein
spezielles Bewegungstraining, das Muskeln und Sehnen stärkt. Dabei
wird eine Teilnehmergruppe in ihren sensomotorischen Fähigkeiten
trainiert: Sie üben sicheren Stand – zunächst auf festem Boden, der
immer weicher wird, bis hin zu wackeligen Flächen, auf denen die
Teilnehmer einbeinig stehen. Eine andere Gruppe bekommt ein
spezielles Training, bei dem die Teilnehmer auf vibrierenden Platten
stehen.

Um genau festzustellen, ob und wann sich eine CIPN entwickelt,
werden engmaschige Messungen bei den Patienten durchgeführt – vor,
während und nach der Chemotherapie. Die Kölner Forschergruppe erhofft
sich neue und wichtige Erkenntnisse zum gesundheitsfördernden Effekt
der Bewegungsinterventionen auf die chemo-induzierte
Nervenschädigung. Ihre Therapieziele: Verhinderung einer CIPN und
deren sensorischer Symptome, verringerte funktionelle
Einschränkungen, eine verfeinerte Balance, Tiefensensibilität und ein
verringertes Auftreten weiterer Nebenwirkungen bei Krebstherapien.
„Wird dieser Effekt belegt, beeinflusst dies nicht nur die
Lebensqualität der Patienten – zudem wäre es von höchster klinischer
Relevanz, da es die Begleittherapie in der Onkologie verbessern
würde“, so Streckmann.

Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutsche Krebshilfe, Gerd
Nettekoven, zur finanzierten Studie: „Innovative Forschungsprojekte
zu fördern, die ein hohes Potenzial besitzen, deren Erkenntnisse
schnell in den klinischen Alltag zu integrieren, ist ein Kernanliegen
der Deutschen Krebshilfe.“

Hintergrundinformation: Deutsche Krebshilfe

Kernziel der Deutschen Krebshilfe ist die stetige Verbesserung der
Versorgung krebskranker Menschen. Nach dem Motto „Helfen. Forschen.
Informieren.“ fördert sie Projekte zur Verbesserung der Prävention,
Früherkennung, Diagnose, Therapie, medizinischen Nachsorge und
psychosozialen Versorgung einschließlich der Krebs-Selbsthilfe. Das
Team des INFONETZ KREBS bietet Krebspatienten und deren Angehörigen
persönliche Beratung nach dem aktuellen Stand der Medizin und
Wissenschaft sowie in allen Phasen der Erkrankung an. Unter der
kostenlosen Rufnummer: 0800 / 80708877, montags bis freitags von 8 –
17 Uhr. Weitere Informationen unter www.krebshilfe.de

Projektnummer: 70112048

Interviewpartner auf Anfrage!

Pressekontakt:
Deutsche Krebshilfe
Pressestelle
Buschstr. 32
53113 Bonn
Telefon: 02 28/7 29 90-96
E-Mail: presse@krebshilfe.de
Internet: www.krebshilfe.de

Original-Content von: Deutsche Krebshilfe, übermittelt durch news aktuell

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