Wirtschaftskrise hinterlässt nur kleine Delle in den Forschungsinvestitionen der Wirtschaft

Unternehmen gaben 55,9 Milliarden Euro für
Forschung und Entwicklung im Jahr 2009 aus – Forschungspersonal
bleibt fast stabil – BASF-Chef Jürgen Hambrecht fordert „mehr Mut zum
Fortschritt“

Die deutsche Wirtschaft hat im Jahr 2009 55,9 Mrd. Euro in
Forschung und Entwicklung (FuE) investiert – 2,4 Prozent weniger als
im Jahr 2008. Gleichwohl stieg die Quote der FuE-Aufwendungen der
Wirtschaft gemessen am Bruttoinlandsprodukt auf 1,87 Prozent.
Zusammen mit den staatlichen Aufwendungen beläuft sich die Quote
sogar auf 2,77 Prozent. Dies hat der Stifterverband für die Deutsche
Wissenschaft im Rahmen der neuesten FuE-Erhebung festgestellt. Die
Zahlen wurden heute in Berlin vorgestellt. „Die Quote ist ein
Rekordwert für Deutschland, der dem Drei-Prozent-Ziel langsam nahe
kommt, dem allerdings aufgrund der Rezession ein starker
statistischer Effekt zugrunde liegt“, erläuterte Gero Stenke, Leiter
der Stifterverband-Wissenschaftsstatistik. 2010 und 2011 erreichen
die FuE-Investitionen der Unternehmen in Deutschland voraussichtlich
neue Rekordwerte. So soll 2011 erstmals die 60-Milliarden-Schwelle
mit FuE-Aufwendungen von 61,0 Mrd. Euro genommen werden, 2010
investieren die Unternehmen voraussichtlich 58,4 Mrd. Euro in FuE.

„Die Krise hat 2009 nur eine Delle hinterlassen. Die Wirtschaft
engagiert sich zunehmend stärker für Forschung und Entwicklung“,
sagte Jürgen Hambrecht, Vorstandsvorsitzender der BASF SE und
Vizepräsident des Stifterverbandes. Hambrecht rief zu „mehr Mut zum
Fortschritt“ auf und forderte Wirtschaft, Wissenschaft und Politik
auf, gemeinsam gegen Risikoangst und Technikfeindlichkeit vorzugehen.
„Wir müssen mit klaren Argumenten die Unsicherheiten und Ängste
entkräften und die Chancen aufzeigen, die wir uns mit der Forschung
und Entwicklung und schließlich vor allem der Anwendung neuer
Technologien erschließen“, sagte Hambrecht.

Der Generalsekretär des Stifterverbandes Andreas Schlüter
bemängelte die geringe Bereitstellung von Wagniskapital sowie das
Fehlen einer steuerlichen FuE-Förderung. „In Deutschland wird nur
rund 0,04 Prozent des BIP für Wagniskapital eingesetzt, in
Großbritannien sind es 0,09 Prozent, in Schweden gar 0,15 Prozent.
Hier sind Wirtschaft und Regierung gefordert. Die Erweiterung des
High-Tech-Gründerfonds ist ein erster Schritt.“

Die Branchenentwicklung verlief im Krisenjahr 2009 uneinheitlich.
Chemie- und Pharmaindustrie, aber auch unternehmensorientierte
Dienstleistungen haben deutlich mehr in FuE investiert als im Jahr
zuvor. Im Automobilbau, vor allem jedoch in der Elektroindustrie
wurde dagegen kräftig im FuE-Bereich gespart. Um 5,9 bzw. 14,8
Prozent sanken dort die FuE-Aufwendungen.

Praktisch stabil blieb die Zahl der im FuE-Bereich beschäftigten
Personen. Gemessen in Vollzeitäquivalenten arbeiteten 2009 hier rund
330.000 Menschen, ein Rückgang gegenüber 2008 um lediglich ein
Prozent. „Vor allem im Vergleich zu früheren Krisenzeiten, in denen
die Personalrückgänge zum Teil deutlich stärker waren, ist dies
positiv zu bewerten“, sagte Gero Stenke.

Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft erhebt als
einzige Institution in Deutschland umfassend die Investitionen der
Unternehmen in Forschung und Entwicklung. Zu den Aufwendungen und zum
Personaleinsatz wurden im Jahr 2010 knapp 30.000 Unternehmen
schriftlich befragt. Die Untersuchung wird im Auftrag des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung durchgeführt.

Weiterführende Informationen, Grafiken und Tabellen, Pressefotos
sowie Redetexte finden Sie im Internet unter www.stifterverband.info
.

Pressekontakt:
Frank Stäudner
Leiter Kommunikation und Presse
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
Tel.: (0177) 8401 158
E-Mail: frank.staeudner@stifterverband.de

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