Wie aus einem Wildtier ein Problem-Tier wird / Die Deutsche Wildtier Stiftung vergibt heute den mit 50.000 Euro dotierten Forschungspreis 2015 in Hamburg an eine Diplom-Psychologin (FOTO)

Die Verleihung des mit 50.000 Euro dotierten Forschungspreises der
Deutschen Wildtier Stiftung findet heute in Hamburg statt.
Preisträgerin ist die Diplom-Psychologin Uta Maria Jürgens (30), die
mit ihrem Promotionsprojekt – „Vom Konflikt zur Koexistenz“ – die
Mensch-Wildtier-Beziehung unter dem Blickwinkel der menschlichen
Psyche betrachtet. Bisher wurden ausschließlich wildbiologische
Forschungsarbeiten von der Deutschen Wildtier Stiftung ausgezeichnet.
Mit Uta Maria Jürgens erhält zum ersten Mal eine Diplom-Psychologin
den Forschungspreis. Er wird heute zum 11. Mal vergeben.

Uta Maria Jürgens geht es in ihrer Forschungsarbeit um das von
„Vorurteilen“ geprägte Mensch-Tier-Verhältnis. Wildtiere berühren die
meisten Menschen emotional. Deshalb werden sie entweder gefüttert und
romantisiert – oder verdammt und gefürchtet. Aus Unwissenheit gibt es
dann Vorurteile gegen einzelne Arten. Oft fehlt es schlicht an
Fakten, denn auch im Fokus der Forschung bleiben heimische Wildtiere
verkannte Außenseiter.

„Die Mensch-Wildtier-Beziehung ist ein nicht immer ganz einfaches
Verhältnis. In der Koexistenz zwischen Mensch und Wildtier kann aus
einem eher harmlosen Tier schnell ein Problemtier werden“, sagt Prof.
Dr. Fritz Vahrenholt, Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung.
Das ist in der Land- und Forstwirtschaft so, auf den Grünflächen der
Städte und in unseren Gärten. „Erst mit dem Wissen über Zusammenhänge
können auch Einstellungen erklärt werden“, betont Prof. Dr. Fritz
Vahrenholt. „Dieses Wissen hilft dann, das Mensch-Wildtier-Verhältnis
besser zu beurteilen und vorurteilsfreier zu behandeln.“

Der Forschungspreis wird in Form eines Stipendiums bewilligt und
soll der Preisträgerin die Verwirklichung ihrer wissenschaftlichen
Arbeit erleichtern. Über die Vergabe hat eine unabhängige fünfköpfige
Jury renommierter Fachwissenschaftler entschieden. „Wildtierforschung
gehört in Deutschland zu den Stiefkindern bei der Vergabe von
Forschungspreisen“, sagt Prof. Dr. Vahrenholt. Vor diesem Hintergrund
gewinnt diese Auszeichnung eine besondere Bedeutung. Der
Forschungspreis, der alle zwei Jahre vergeben wird, ist der
höchstdotierte Preis der wildbiologischen Forschung in Deutschland.

Die Verleihung findet am 25. November 2015 um 18.30 Uhr im
Zoologischen Museum, Martin-Luther-King Platz 3, 20146 Hamburg,
statt.

Die letzten drei Preisträgerinnen und ihre Arbeiten:

Unterscheiden sich Stadt-Igel von Dorfbewohnern?

Die Hamburgerin Dr. Lisa Warnecke (37) erhielt 2013 den
Forschungspreis der Deutschen Wildtier Stiftung. Im Mittelpunkt ihrer
Arbeit steht der Igel. Die Forscherin, die am Zoologischen Institut
der Universität Hamburg arbeitet, misst die Stoffwechselaktivitäten
von Igeln im Jahresverlauf, um Unterschiede zwischen „stacheligen
Städtern“ und „Dorfbewohnern“ zu vergleichen. Ihre Arbeit beantwortet
Fragen zur Anpassung von Wildtieren an urbane Lebensverhältnisse und
schwankende Umweltbedingungen im Zusammenhang mit dem Energiehaushalt
am Beispiel des Igels.

Wie tickt die innere Uhr des Feldhamsters?

Pünktlich springt die innere Uhr des Feldhamsters für sechs Monate
von der Sommerzeit auf die Winterzeit um: Das Schlafhormon Melatonin
schnellt in die Höhe, die Körpertemperatur sinkt im Winterschlaf von
37 auf bis zu 1,9 Grad. Die wissenschaftliche Arbeit von Dr. Stefanie
Monecke (45) über die Fähigkeit des Feldhamsters, seinen
Aktivitätsrhythmus zu ändern und dabei mit Hilfe der inneren
„Jahresuhr“ obendrein die Reproduktion zu steuern, hat der Biologin
2011 den Forschungspreis der Deutschen Wildtier Stiftung eingebracht.
Die Preisträgerin hat in Hannover Biologie studiert und in Stuttgart
promoviert.

Wo überwintert die Wiesenweihe?

Die promovierte Diplom-Biologin Christiane Trierweiler (39) vom
Institut für Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“ in Wilhelmshaven
wurde 2009 mit dem Forschungspreis ausgezeichnet. Sie hat die
Bedeutung von nordafrikanischen Rast- und Überwinterungsplätzen der
sehr seltenen Wiesenweihe – in Deutschland leben nur noch etwa 450
Brutpaare – untersucht. Dafür reiste Dr. Christiane Trierweiler den
mit Miniatursendern ausgerüsteten Wiesenweihen hinterher. Konkrete
Empfehlungen zum Schutz der seltenen Greifvögel werden durch ihre
Arbeit möglich.

Pressekontakt:
Eva Goris
Pressesprecherin
Telefon: 040 9707869-13
E.Goris@DeWiSt.de
www.DeutscheWildtierStiftung.de

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